Sein Gedächtnis war phänomenal, er konnte weit zurückliegende Beschlüsse und gesetzliche Vorgaben zitieren und so die aktuelle Politik richtig einordnen. Der Verstorbene war aber auch über alle Parteigrenzen hinaus eine weit herum bekannte und geschätzte - und manchmal auch eine etwas «gefürchtete» Persönlichkeit, die aber nie verletzend wirkte.
1970 – 1998: 28 Jahre Gemeindepräsident waren eine grosse und oft auch schwierige Aufgabe. Geschickt wusste der Präsident meist Lösungen im Gemeinderatskollegium zu finden, die alle mittragen konnten, und die dann allermeist auch vom Einwohnerrat gutgeheissen wurden.
An Themen und Traktanden fehlte es nie: verstärkte Gemeindeautonomie, kommunale Zonenhoheit, Geothermie, Zollfreistrasse, S-Bahn, Vertrag mit Beyeler-Museum, Übernahme der Kindergärten vom Kanton, wie auch der Sozialbeiträge und vieles mehr. Und dass Riehen seit Jahren mit dem Slogan «Das grosse grüne Dorf» selbstbewusst für sich Werbung macht, ist unter anderem auch das Verdienst von Gerhard Kaufmann.
Als Präsident (und Präsidentin) gibt es weitere Aufgaben. Wichtig ist der Kontakt mit der Bevölkerung, Anliegen von Privaten oder Gruppierungen aufzunehmen und zu prüfen. Die Teilnahme an Anlässen aller Art sowie die Pflege guter Nachbarschaft, seien das der Kanton oder unsere badischen Nachbargemeinden: Gerhard Kaufmann lebte diese Verbundenheit, auch wenn manchmal inhaltliche Differenzen blieben.
Die Fülle dieser Aufgaben wird in Riehen als Nebenamt taxiert, und so blieb der Verstorbene in seinem angestammten Beruf bis ins hohe Alter als selbständiger Architekt aktiv. Viele Neubauten und Renovationen zeugen davon.
Seiner Familie gilt unsere herzliche Anteilnahme, und die EVP trauert um einen langjährigen Weggefährten und dankt ihm für seine grossen Verdienste. Ganz Riehen wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren.
Willi Fischer, Alt-Gemeindepräsident Riehen (EVP)